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Warum ich liege, um in die Sterne zu schauen

Bild: Unsplash

Du hast es vielleicht schon in deiner Jugend einmal getan. Auf dem Rücken gelegen, in die Sterne geguckt. Das Faszinierende, und vielleicht erinnerst du dich: du fühltest dich klein angesichts der unendlichen Weite und des riesigen Zeitraums, dem du da ausgesetzt warst.

Und dennoch: gleichzeitig erzeugte das eine Kraft. Du fühltest dich als Mittelpunkt der Welt, du hast das Leben intensiv gespürt und daraus Stärke gezogen.

Wenn wir älter werden, tun wir das nicht mehr oft, so zu liegen und uns auf den Himmel einzulassen. Wir kommen nicht drauf. Wir brauchen Input. Es ist unbequem und kalt.

Als Erwachsene legen wir uns nicht mehr einfach so auf den Boden. 

Vielleicht holen wir sofort eine Sternen-App aus der Tasche, wenn wir den Sternenhimmel sehen, und freuen uns über die technologische Neuerung und dass wir nun ein Sternbild mit Namen kennen.

Was mich betrifft: dieser Spaß mit der App hält nur zwei Minuten. Eigentlich stört mich das Smartphone zwischen mir und dem Himmel.   

Bei Guided Stargazing geht es deshalb um zwei Dinge: zum einen pure Wahrnehmung des Himmels mit dem Auge, ohne Hilfsmittel, nur mit einer Stimme, die dabei hilft, den Fokus zu halten. Und zum Anderen: so lange nach oben zu schauen, bis sich das Auge darauf eingestellt hat, eine völlig andere Wahrnehmung möglich zu machen.

Was dann passiert, kann hier nicht beschrieben werden. 

Es ist schwer, in einem Blog-Artikel zu beschreiben, was das mit einem macht.

Man muss es erleben.

Zunächst bin ich jeweils noch unruhig, versuche, etwas zu tun, zu denken. Mich nicht zu langweilen. Erst später, wenn ich mit Hilfe der Audio-Datei vom Denken in die Wahrnehmung gekommen bin, von der Unruhe in die Ruhe, kann ich plötzlich nicht mehr genug von diesem Himmel haben.

Er erscheint mir tief und breit zugleich, ich möchte überall gleichzeitig hinsehen, ich möchte Teil davon sein, ich bin gelöst und glücklich.

Nicht der digitale Screen hat mich nun gefangen, sondern der Himmel – ich fühle mich verbunden mit Generationen vor mir.

Ich denke über Vergänglichkeit nach, ohne Angst.

Von nun an habe ich eine stärkere Beziehung mit dem Himmel über mir, auch bei Tag. Ich nehme ihn wahr, als Himmelskuppel, nicht nur als Ausschnitt. Ich interessiere mich für Wolken. Und ich fühle Dankbarkeit und Demut.